Das zweite Halbjahr 2006: "Sie können sich besser durchsetzen, als Sie glauben."

Ende Juni dann endlich die erhoffte Nachricht, dass Faghira ab Juli auf den Erlenhof umziehen und damit wieder eine - ihre zukünftige - Herde in Reichweite kam. Der Umzug war problemlos, da die Anwesen ja nur wenige 100 Meter voneinander entfernt liegen.

Faghira wurde - wie üblich - erstmal separat dazugestellt, zur Rinderherde, die neben ihren zukünftigen Kumpels weidete. Nachdem sie die gesamte Koppel im gestreckten Galopp abgemessen hatte, eroberte sie sich den Wasserwagen, indem sie mit gesenktem Kopf und angelegten Ohren auf die Rinder dort zuschoss und vertrieb. Das ging ja nun gar nicht - ans Wasser musste die Lebensgrundlage des Erlenhofes schon kommen!      

 Also  "Einzelhaft" nebendran, abgeteilt; nicht schlimm; 

nach einer Woche kam sie in die große, gemischte Herde. Die Rangordnung wurde schnell geklärt:  sie bewegte sich im unteren Mittelfeld.

Und sie fand bald einen Verehrer, den älteren, ranghohen Fuchswallach Ramiro:                                                         

 

Die Pferdekoppeln auf dem Erlenhof sind ja bekanntermassen nicht gerade klein, und normalerweise sollten Pferde ja auch zum Menschen kommen ... Faghira dachte gar nicht daran, zu mir zu kommen - zu fremd waren wir einander, die Rangordnung nicht geklärt. So verbrachte ich denn manche halbe Stunde zusätzlich mit dem Versuch, dieses Pferd einzufangen; viele Meter habe ich dabei zurück gelegt ... 

Der Stress, im Büro und familiär, und meine große Unerfahrenheit führten schliesslich dazu, dass Faghira mir Ende September unverhohlen drohte (Tagebucheintrag: "F. verkaufen! Ohren angelegt, Drohungen, sie mag mich nicht - dennoch eingefangen!").

Aber es gab auch Positives: mit Joke Germann (heute Joke Stange)  hatte ich endlich eine Hufschmiedin gefunden, die Faghira genau einzuschätzen wusste und mit ihr umgehen konnte ... und das Pferd lernte schnell, sie zu respektieren - und ich lernte von Joke!

Erste Ausritte mit Stallkolleginnen vom Erlenhof zeigten die schönen Seiten des Reitens, gerade im Sommer, und blieben unvergesslich! Nach und nach lernte ich die Umgebung kennen ... den Neu-Anspacher "Hausberg" 'Langhals', den 'Biemerberg', den 'Weihergrund' und die Wege rund um den Hessenpark bis hin zur Saalburg.

Faghira war weiterhin im Beritt, und ich nahm ebenfalls weiterhin auf der Wintermühle Unterricht auf Schulpferden.

Ich war mittlerweile auch Mitglied im Reit- und Fahrverein Neu-Anspach; hier wurde in diesem Jahr die alte Reithallenbande erneuert, sodass die Halle im Spätsommer z.T. nicht genutzt werden konnte. Es war ziemlich viel Arbeit, wie man sieht:

 Die alte Bande (11.10.2006)   Abrissarbeiten 14.10.2006    Neue Bande - es geht voran! (25.10.2006)  Fertig! (29.10.2006)

Bis die Halle wieder frei gegeben war, bot sich draussen der Longierzirkel für den jetzt beginnenden kontinuierlichen Longenunterricht bei Andrea Lauth an, der mit viel Theorie und praktischen Übungen für die Bodenarbeit verbunden war. Usinger Anzeiger 18.08.2006

Und am 11. August haben wir das DLA IV (LPO ab 2014: LA5) geschafft, auch wenn Faghira - wie ich - gestresst und nervös und gar nicht "gut drauf" war!

Insgesamt hatte mein Pferd sehr lange Zeit sehr wenig Vertrauen zu mir und war total schreckhaft:  jede Kuh, gleich welcher Farbe, jedes Blatt, was verkehrt herum lag, einfach alles machte ihr Angst, besonders Pferdehänger, was dazu führte, dass ich sicherheitshalber mal mindestens 15 Minuten für Unvorherzusehendes auf dem Weg zur Reithalle einplanen musste.

So war das erste Jahr geprägt von Hoffnungen, Anstrengungen und Widrigkeiten und der Fragestellung, ob denn die Entscheidung, ein eigenes Pferd zu haben, richtig war ... Aber: was sagte mein Horoskop zum Ende des Jahres (29.11.-05.12.2006 ?

"Zwillinge: Reichlich Energie. Sie können sich besser durchsetzen, als Sie glauben. Denken Sie gemeinsam mit Freunden darüber nach, welche Strategie jetzt die richtige ist - dann kriegen Sie es hin." 

Na also, das lässt ja hoffen!